Die Ausmasse waren gigantisch und damals weltweit unerreicht: Rotordurchmesser: 17 m, 144 Rotorblätter aus Zedembolz.
Die Anlage lief 20 Jahre lang und lud die Batterien im Keller seines Wohnhauses. Trotz der Grösse der Windkraftanlage betrug die Leistung des Generators nur 12 kW. Das liegt daran, dass die langsam rotierenden Anlagen amerikanischen Typs keinen besonders hohen Wirkungsgrad aufwiesen. Der Däne Poul la Cour entdeckte, dass schnelllaufende Anlagen mit wenigen Rotorblättern für die Stromerzeugung effizienter sind.
Artikel über die Brush-Windmühle in “Scientific American"
Am 20 Dezember 1890 veröffentlichte die Zeitschrift «Scientific American» eine detaillierte Beschreibung der Brush-Windmühle. Ihr vollautomatisches elektrisches Steuerungssystem wird im Artikel besonders hervorgehoben. Das Prinzip der Verwendung von Spulen blieb bei späteren Generationen von Windkraftanlagen erhalten - bis etwa 1980 der Computer Einzug in die Steuerungen bleit.
«Es ist schwierig, die Auswirkungen einer Erfindung auf die gängige Praxis und auf die Industrie abzuschätzen. Gelegentlich werden neue Erfindungen präsentiert, die einen starken Einfluss auf eineganze Reihe von verwandten Erfindungen und Industrien haben: Sie revolutionieren die bestehende Praxis, führen neuartige Techniken ein und etablieren neue Disziplinen. Die kommerzielle Entwicklung der Elektrizität ist ein gutes Beispiel dafür.
Nachdem Brush die elektrische Beleuchtung mittels
Lichtbogenlampen erfolgreich abgeschlossen hatte, wurde die Beleuchtung
mit Hilfe von Glühlampen schnell weiterentwickelt und perfektioniert.
Auch das Gaslicht wurde in vielerlei Hinsicht verbessert. Gleichzeitig
machte die Verteilung elektrischer Energie Fortschritte, und auch die wichtigsten
Antriebsmittel für Dynamos wurden entscheidend verbessert. In dieser
Hinsicht wurde viel im Bereich Dampf - und Wassermotoren erreicht. Windenergie
ist schon oft als Antrieb für Dynamos vorgeschlagen worden, aber die
Anpassung der Windmühlen für diesen Zweckscheint mit Problemen
übersät. Wenige haben sich daran gewagt, da nicht nur Fragen
des Antriebsmittels und des Dynamos zu lösen sind, sondern auch die
Leistungsübertragung vom Windrad zum Dynamo sowie Vorrichtungen zur
Regelung, Spelcherung und Nutzung des Stroms.
Mit Ausnahme der dargestellten, gigantischen Windmühle
samt Elektrizitätswerk ist unskein funktionierendes elektrisches
Beleuchtungssystem bekannt, das auf Windenergie beruht.
Die hier vorgesteilte Mühle samt all ihren
elektrischen Vorrichtungen und das komplette System, das wir hier besprechen
wollen, wurde von Charles F. Brush (Cleveland, Ohio) entworfen und unter
seiner persönlichen Aufsicht entsprechend seinen Plänen gebaut.Dieses
Beispiel an gewissenhafter Ingenieurskunst ist unübertroffen.
Der Leser möge nicht dem Irrtum aufsitzen, das durch Wind erzeugte elektrische Lichtwäre billig, weil der Wind nichts kostet. Im Gegenteil, die Kosten für das Werk sind so hoch, dass sie die kostenlose Nutzbarkeit des Antriebsmittels mehr als aufwiegen. Es liegt jedoch eine grosse Befriedigung darin, eine der unbändigsten Naturgewalten zu nutzen.
Wer in der schönen Stadt Cleveland an der Euclid Avenue vorbeikommt, wird die herrliche Residenz von Brush beinerken, und dahinter den Park, in dem sich - montiert auf einem hohen Turm - das angesprochene immense Rad samt dem Elektrizitätswerk befindet. Der Turm hat eine rechteckige Form und ist ungefáhr 60 Fuss hoch. Er ist auf einen schmiedeeisernen Bolzen mit einem Durchmesser von 14 Zoll gesetzt, der 8 Fuss tief in das feste, unterirdische Mauerwerk reicht. Der Bolzen ragt überirdisch 12 Fuss in die Höhe und passt in die Ausnehmungen des Eisenrahmens des Turmes. Das Gewicht des Turmes, 80000 Pfund, wird von einem Absatz am oberen Ende des Bolzens getragen. Der Absetz ist mit einem gekreuzten Träger im unteren Teil des Turmrahmens verbunden.
Im oberen Teil des Turmes ist die Antriebswelle gelagert.
Diese Welle ist 20 Fuss lang und 6 1/2 Zoll stark. Sie verfügt über
selbstschmierende Lager mit einer Linge von 26 Zoll und trägt das
grosse Riemenrad, dessen Durchmesser 8 Fuss bei einer Breite von 32 Zoll
beträgt. Der Rotor mit einem Durchmesser von 56 Fuss ist auf die Antriebswelle
montiert und besteht aus 144 Blättern, die wie bei einem Propeller
verwunden sind. Die Rotorfläche betrigt rund 1800 Quadratfuss, und
die Länge der Hauptwindfahne, die den Rotor in den Wind dreht, misst
60 Fuss bei einer Breite von 20 Fuss. Die Mühle wird mittels einer
seitlich abstehenden Hilfsfahne automatisiert, weiche den Rotor im Falle
eines starken Sturmes aus dem Wind dreht. Die Hauptwindfahne kann gegen
den Turm geklappt werden, sodass sie parallel zum Rotor steht. So dreht
sie den Rotor immer aus dem Wind, wenn die Maschine nicht in Betrieb ist.
Die Zwischenwelle ist unterhalb der Antriebswelle angebracht und hat einen
Durchmesser von 3 1/2 Zoll. Sie trägt eine Riemenscheibe mit 16 Zoll
Durchmesser bei einer Breite von 32 Zoll und ist mit der 8 Zoll dicken
Hauptantriebswelle über den Antriebsriemen verbunden. Dieser Riemen
ist als Doppelriemen mit einer Breite von 32 Zoll ausgefohrt. Die Zwischenwelle
trägt zwei weitere Riemenscheiben mit einem Durchmesser von 6 Fuss
und einer Breite von 6 1/2 Zoll, welche die Dynamowelle, die an beiden
Enden ebenfalls mit Riemenscheiben ausgestattet ist, mittels zweier Riemen
drehen.
Der Dynamo - eine Eigenentwicklung
von Brush - ist auf einem vertikalen Gleltlager montiert und teilweise
mit einem Gewicht gegengelagert. Man sieht weiters, dass die Zwischenwelle
mit dem Hauptriemen an der Antriebswelle hängtund dass der Dynamo
über die Dynamoriemen teilweise gegen die Zwischenwelle gespannt wird.
So wird die notwendige Spannung der Riemen sichergestellt. Die Gesamtlast
auf die Dynamoriemen beträgt 1200 Pfund, die des Antriebsriemens 4200
Pfund. Die Enden der Zwischenwelle laufen in Gleitführungen, die mittels
Ausgleichshebeln eine identische Bewegung an beiden Enden erzwingen. Die
Riemenscheiben sind so pproportioniert, dass der Dynamo 50-mal schneller
läuft als der Rotor. Die Drehzahl des Dynamos beträgt bei Volllast
500 U/min, die Nennleistung 12000 Watt.
Die
automatischen Schalter entnehmen dem Dynamo ab einer Drehzahl von 330 Umdrehungen
pro Minute Strom. Ein selbsttätiger Regler stellt sicher, dass die
elektromotorische Spannung nie über 90 Volt steigt. Die Schaltung
ist so ausgelegt, dass sie bei 75 Volt automatisch ausund bei 70 Volt wieder
einschaltet. Die Bürsten des Dynamos werden automatisch nachgeführt,
wenn sich die Last ändert. Das Dynamofeld ist leicht verkoppelt. Der
Strom fliesst vom Dynamo zu den Kontaktschuhen aus poliertem und gehärtetem
Stahl, die von einem Querbalken des Turmes getragen werden. Die Kontakte
gleiten auf ringförmigen Metallplatten im Kreis um den Bolzen. Von
diesen Platten führen unterirdische Leitungen zum Wohnhaus. Um gegen
extremen Winddruck gerüstet zu sein, verfügt der Turm über
schräg nach aussen verlaufende Beine mit Stützrädern, die
mit geringem Spiel über konzentrischen, kreisförmigen Schienen
laufen, deren Mittelpunkt der Bolzen bildet. Normalerweise berühren
die Räder die Schiene nicht, aber wenn der Wind sehr stark ist, setzen
sie auf und entlasten so den Bolzen.
Im Keller des Wohnhauses lagern 408 Einzelzellen,
die in 12 Batterien zu je 34 Zellen zusammengefasst sind. Diese zwölf
Batterien werden parallel ge - und entladen und haben eine Kapazität
von je 100 Amperestunden. Die Wannen, welche die Elemente der Batterie
beherbergen, sind aus Glas, und jede Zelle ist mit einer vierteizolldicken
Schicht “mineralischem Dichtungsöl” versiegelt, sodass das Verdampfen,
das Verspritzen und die Geruchsausbreitung der Flüssigkeit verhindert
wird.
Das Haus ist mit 350 Glühlampen
zwischen 10 und 50 Kerzenstärke pro Lampeausgestattet. Die am häufigsten
benutzten Lampen haben zwischen 16 und 20 Kerzenstärke; rund 100 Glühlampen
werden täglich eingeschaltet. Zusätzlich gibt es zwei Bogenlampen
und drei Elektromotoren. Nach längerem, kontinuierlichem Betrieb dieses
elektrischen Kraftwerks hat sich herausgestellt, dass der Wartungsaufwand,
um dieAnlage betriebsbereit zu halten, praktisch gleich Null ist. Die Anlage
ist seit mehr als zwei Jahren in Betrieb und stellt in jeder Hinsicht einen
vollen Erfolg dar.»
Quelle
Verband der dänischen Windkraftindustrie (Vindmølleindustrien) Vester Voldgade 106, DK-1552 Kopenhagen http://www.windpower.org/ Fotos: The Charles F. Brush Special Collection, Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio. |