SOLAR Club
Potenzial eines langsam laufenden Stirlingmotors
Potentiel du moteur Stirling "lent" (hydraulique)
Trotz wenig praktischen Erfolgen setzt die «Energiegemeinde»
immer wieder grosse Hoffnungen in den Stirlingprozess. Anträge zur
Entwicklung von Stirlingmotoren und Stirlingwärmepumpen werden deshalb
immer wieder eingereicht. Im vorliegenden Fall wurde eine Potenzialabschätzung
durchgeführt.
Hydraulikstirlingkonzept
Die
Firma BSR Solar Technologies hat einen langsam laufenden Stirlingmotor
vorgeschlagen, der als Besonderheit über einen Hydraulik unabhängig
bewegten Arbeits- und Verdrängerkolben aufweist (
Bild).
Damit wird gegenüber den üblichen Freikolben-Stirlingkonzepten
eine bessere Prozessführung erzielt. Im Rahmen einer Potenzialabschätzung
wurde dieses «Hydraulikstirlingkonzept» mit dem in früheren
BFE-/FOGA-/SIG-Projekten bereits wesentlich weiter entwickelten Freikolben-Stirlinggenerator
verglichen. Im Schlussbericht werden auch Lösungen zur Abschätzung
einer auf dem Prinzip des Hydraulikstirlingmotors beruhenden Wärmepumpe
mit Gasantrieb erörten.
Arbeitsdruck 80 bar
Das
Funktionsmuster eines Hydraulikstirlingmotors erreichte mit Luft als Arbeitsmittel
einen thermischen Wirkungsgrad von 16,5%. Für die geplante
Ausführung als Boxer-Hydraulikstirlingmotor mit einer Kopftemperatur
von 650oC, einer Kühlwassertemperatur von 60oC,
einem Arbeitsdruck von 80 bar (!), einer Arbeitsfrequenz von 0,5Hz und
ebenfalls Luft als Arbeitsmittel wurde ein wesentlich höherer thermischer
Wirkungsgrad von rund 35% errechnet. Die Rechnung beruht auf Annahmen,
die noch experimenteil überprüft werden müssten. Bei vergleichbaren
Kopf- und Kühlwassertemperaturen wurde am Prototypen des SIG-Freikolbengenerators
ein thermischer Wirkungsgrad von 24% gemessen.
Hoher Entwicklungsaufwand
erforderlich
Bis
zum Erreichen des gleichen technischen Standes wie beim SIG-Freikolben-Stirlinggenerator
wire aber noch ein sehr hoher Entwicklungsaufwand erforderlich. Insbesondere
das Problem einer wartungsfreien, trocken laufenden Kolbendichtung bei
Differenzdrücken von 80 bar scheint mit vertretbarem Aufwand kaum
lösbar. An diesem Problem scheiterte bei wesentlich tieferen Differenzdrücken
schon so manches Stirlingkonzept. Es wurde beim SIG -Freikolben Stirlinggenerator
mit hermetischer Bauweise und Kolbenführung in engsten Toleranzen
durch Federn elegant gelöst.
Wenig ermutigend
Eine
weitere Realisierungshürde ist die enorme Kopfbelastung. Bereits beim
SIG-Freikolben-Stirlinggenerator mit einem Arbeitsdruck von «nur»
32 bar war sie ein äusserst kritischer Punkt. Um bei noch bezahlbaren
Werkstoffen bleiben zu können, müsssten beim Boxer-Hydraulikstirlingmotor
Arbeitsdruck und/oder Kopftemperatur gesenkt werden. Damit käme man
vermutlich auch im thermischen Wirkungsgrad nicht mehr über den beim
SIG -Freikolben- Stirlingmotor erreichten Bereich und das Arbeitsvolumen
pro Leistungseinheit würde noch grösser. Wenn die benötigten
Hydraulikkomponenten auch aus erprobter Technik stammen, sind darin doch
viele in der Heizungstechnik wenig erwünschte bewegte Teile mit Gleitdichtungen
enthalten.
Dies
sind wenig ermutigende Zeichen für die Realisierung eines mit fossilen
Brennstoffen betriebenen Mini-Block heizkraftwerks nach dem vorgeschlagenen
Boxer-Hydraulikstirlingkonzept. Es scheint, dass die Tatsache «der
Teufel steckt im Detail» für die Stirlingtechnik ganz besonders
gilt!
E Martin Zogg
Ausführlicher
Schlussbericht zu diesem BFE-Forschungsprojekt:
P. von Böckh, H.P.
Zumsteg, Ch. Gaegauf: Potenzialabschätzung eines langsam lanfenden
Stirlingmotors, Schlussbericht, Bundesamt für Energie 2002.
Rubrik «Berichte»
Bestellung der schriftlichen
Fassung noter der Projektnummer 44180 bei
ENET, Egnacherstrasse
69, 9320 Arbon,
Adresse des Autors
Dr.
Martin Zogg
Forschungsprogrammleiter Umgebungswärme, Abwärme, WKK, (UAW)
des Bundesamts für Energie
Kirchstutz 3
3414 Oberburg
www.waermepumne.ch/fe
martin.zogg@bluewin.ch