Heinrich Häiberlin und Christian Renken
Kurze technische Beschreibung der Anlage
Die Anlage «Newtech» besteht aus drei
netzgekoppelten -1 kWp- Photovoltaikanlagen mit drei verschiedenen
neuartigen Dünnschichtzellen-Technologien. Die Gesamtleistung der
PV-Anlage beträgt 2844 Wp. Die Modulneigungswinkel
betragen beta = 30o und die Ausrichtung gamma = 0o
(Süd). Die Anlage besteht aus drei Teilanlagen von je etwa 1 kWp,
die ihre Energie je über einen eigenen ASP Top Class Spark-Wechselrichter
(mit Trafo) ins Netz einspeisen.
Anlage Newtech 1
Kupfer-Indium-Diselenid-ZelIen
(CuInSe2- oder CIS-Zellen):
24 gerahmte Module Siemens ST 40 (40 Wp), 3 Stränge
zu 8 Modulen in Serie, STC-Nennleistung PSTC-Nenn = 960Wp,
TK =-0,60%/K. Gemessen: PSTC = 1010Wp.
Anlage Newtech 2
Tandemzellen aus amorphem Si:
20 gerahmte Module Solarex MST 43-LV (43 Wp), 2 Stränge
zu 10 Modulen in Serie, STC-Nennleistung PSTC-Nenn = 860Wp,
TK = -0,22%/K. Gemessen: PSTC = 810Wp
Anlage Newtech 3
Tripeizellen aus amorphem Si:
16 gerahmte Module Uni-Solar US-64 (64 Wp), 2 Stränge
zu 8 Modulen in Serie, STC-Nennleistung PSTC-Nenn = 1024Wp,
TK = -0,21%/K. Gemessen: PSTC = 1000Wp
Im 2-Sekunden-Takt werden folgende Messgrössen erfasst:
• Sonneneinstrahlung in Modulebene mit einem Pyranometer CM11 (beheizt)
• Solarzellentemperatur der drei Solargeneratoren mit PT100-Anlegefühller
• Umgebungstemperatur mit PT 100
• Netzspannung am Einspeisepunkt einer Phase
Von allen drei Teilanlagen:
• Gleichstrom und Gleichspannung, daraus berechnet Gleichstromleistung
• ins Netz eingespeiste Wirkleistung
Aus diesen Messungen werden 5-Minuten-Mittelwerte gebildet und abgespeichert. Bei Störungen werden die 2-Sekunden-Messwerte in einem «Error-File» gespeichert. Die Daten werden täglich automatisch über Modemverbindung mit GSM übertragen, gespeichert und zur Auswertung autbereitet.
Ende März 2002 wurden mit dem Kennlinienmessgerät unseres Labors die I-U-Kennlinien der drei Anlagen gemessen und mit den erhältlichen Angaben über die Temperaturkoeffizienten der Module auf STC umgerechnet. Bei der Anlage Newtech 1 mit CIS-Moduien ST40 von Siemens ergab sich dabei erstmals eine STC-Leistung, die deutlich über der Summe der Nennleistungen der Module liegt. Dies wurde in allen bisher durchgeführten Feldmessungen an Modulen noch nie beobachtet. Es ist erfreulich, dass zumindest ein Hersteller nun von der bisher in der PV-Branche verbreiteten Praxis abweicht, den Kunden Module zu liefern, deren Anfangsleistung nur knapp über dem garantierten Minimalwert, jedoch deutlich unter dem Nennwert liegt. Bei den amorphen Technologien wurden dagegen Leistungen gemessen, die wie üblich um einige Prozent unter der Summe der STC-Nennleistungen liegen.
Energieertrag der drei Dünnschichtzellen-Anlagen
Bei allen drei Anlagen funktionierte bisher sowohl
die Messtechnik als auch die Anlage störungsfrei. Da die Inbetriebnahme
wegen baulicher Verzögerungen im Winter erfolgte, konnte trotz der
Messung seit der Inbetriebnahme in einer ersten Auswertung in den ersten
Monaten keine eindeutig feststellbare Initialdegradation registriert werden,
da an einigen Tagen im Dezember, Januar und März noch Schneebedeckungen
vorhanden waren.
Für einen ersten Überblick über die
Energieproduktion und allfällig aufgetretene betriebliche Probleme
eignen sich normierte Jahresstatistiken sehr gut. Bei dieser Darstellung
werden die normierten Grössen Yr (Strahlungsertrag
in Generatorebene in (kWh/m2/d)/(kW/m2)), Ya
(Generator-Ertrag auf der DC-Seite in kWh/kWp/d) und Yf
(Endertrag auf der AC-Seite in kWh/kW/d) sowie die Performance Ratio PR
=Yf/Yr als durchschnittliche Tageswerte
für jeden Monat angegeben (Details siehe [1]).
Die Bilder 3 bis 6 zeigen die normierten
Jahresstatistiken der Anlagen Newtech 1, 2 und 3 und einer Anlage mit c-Si-Solarzellen
im Jahre 2002 (alle Anlagen in Burgdorf):
Der bisher gemessene spezifische Energieertrag der
CIS-Anlage Newtech 1 liegt deutlich über dem Ertrag einer Anlage aus
monokristallinen Zellen, was vor allem an der (gegenüber der auf dem
Datenblatt angegebenen Nennleistung) deutlich höheren effektiven STC-Nenn-leistung
der gelieferten Module liegt. Günstig ist aber auch die lange Zelienform
und die Hochkant-Montage, bei der durch Schnee und Schmutz alle Zellen
gleichmässig und nur geringfügig beeinträchtigt werden.
Der spezifische JahresEnergieertrag 2002 betrug 1091 kWh/kWp.
Die Anlage Newtech 2 liegt ertragsmässig im
Bereich guter Anlagen mit monokristallinen Zellen. In den Sommermonaten
sind die temperaturbedingten Verluste geringer als bei Anlagen mit kristallinen
Zellen. Bei schwacher Einstrahlung fällt aber die Ausgangsspannung
der verwendeten Module stark ab, und der Wechselrichter arbeitet dann ausserhalb
des MPP, was eher ungfüstig ist. Seit Sommer 2002 scheinen sich die
Generatoreigenschaften trotz relativ sauberen Modulen deutlich zu verschlechtern,
d.h. kG und PR nehmen seither ab (siehe auch Bilder
7 und 8).
Die Anlage Newtech 3 mit den a-Si-Tripel-Zellen von
Unisolar liegt im Bereich der besten monokristallinen Anlagen (neue Anlagen
mit trafolosem Wechselrichter). Da jedoch der bei Newtech 3 verwendete
Wechselrichter einen Trafo besitzt, hätte die Anlage mit einem trafolosen
Wechselrichter noch einen um einige Prozente höheren Ertrag. Sie profitiert
im Sommer ebenfalls vom viel niedrigeren Temperaturkoeffizienten. Beachtlich
ist vor allem die gute Performance Ratio PR an Tagen mit geringer
Einstrahlung, die höher ist als bei allen andern Anlagen. Würde
der Hersteller eine Modulleistung liefern, die im stabilisierten Zustand
der auf dem Modul angegebenen Nennleistung entspricht, läge diese
Anlage möglichenveise sogar an der Spitze. Eher negativ wirkte sich
an Tagen mit Schneebedeckung die leicht geriffelte Oberfläche der
Module aus, die das Abgleiten von Schnee behindert sowie die Tatsache,
dass bei Hochkantmontage die untersten Zellen durch Schnee vollständig
bedeckt sein können. Auch bei dieser Anlage scheinen sich seit Sommer
2002 die Generatoreigenschaften trotz relativ sauberen Modulen etwas zu
verschlechtem, d.h. kG und PR nehmen seither ab
(siehe auch Bild 7 und 8).
Der Energieertrag aller Anlagen in Burgdorf wurde
im November und besonders im Dezember 2002 durch die in diesem Jahr in
diesen beiden Monaten aussergewöhnlich geringe Einstrahlung stark
beeinträchtigt (sehr niedrige kG-und PR-Werte).
In Bild 7 werden die Monats-DC-Nutzungsgrade,
in Bild 8 die GeneratorKorrekturfaktoren kG =
Ya/YT(YT
= temperaturkorrigierter Referenzertrag, Details siehe [1]) der
drei Newtech-Anlagen und von zwei Anlagen mit kristallinen Siliziumzellen
verguchen. In Bild 7 ist zu erkennen, dass die amorphen Technologien
einen geringeren Abfall des Wirkungsgrades bei höheren Temperaturen
im Sommer aufweisen und dass der Nutzungsgrad der CIS-Anlage relativ nahe
an den Wert kristalliner Anlagen kommt. Bild 8 zeigt, dass die CIS
-Module bezfiglich kG eindeutig an der Spitze stehen,
was vor allem auf die Tatsache zurtickzuführen ist, dass die effektive
STC-Leistung über dem Nennwert liegt. Das kG wies
im Sommer bei der CIS-Anlage sogar eher steigende Tendenz auf.
Hohe spezifische Erträge Von CIS-und a-Si-Triple-Anlagen
werden auch von anderen Autoren berichtet [2], [3].
Wegen der geringen Temperaturabhängigkeit des Energieertrags dürften
amorphe Module vor allem für nicht oder schlecht hinterlüftete
Anlagen von Interesse sein.
Verdankungen
Die Erstellung der Anlage wurde vom WEA des
Kantons Bern und vom BFE in Bern unterstützt. Die hier beschriebenen
Messungen wurden vom BFE, der Localnet AG Burgdorf, der Gesellschaft Mont
Soleil und der Elektra Baselland finanziert.
Literatur
[1] H. Hiberlin und Ch. Beutler: Analyse des Betriebsverhaltens
Von Photovoltaikanlagen durch normierte Darstellung von Energieertrag und
Leis-tung. Bulletin SEVNSE 4/1995.
[2] F. H. Karg et al: Performance of Grid Coupled
PV Arrays based on SIS Solar Modules. 17. EU PV Solar Energy Conference,
Munich, 2001.
[3] M. van Cleef et al: Superior Energy Yields
of UNISOLAR Triple Junction Thin Film Silicon Solar Cells.... 17. EU PV
Solar Energy Conference., Munich, 2001.
Informationen über weitere Aktivitäten des Photovoltaik-Labors der HTA Burgdorf und weitere Publikationen (teilweise online) sind unter http://www.pvtest.ch zu finden.
Adressen der Autoren
Dr. Heinrich Häberlin, dipl. El. Ing. ETH,
Professor
Christian Renken, dipl. El. Ing. FH,
Assistent
Berner Fachhoscschule, Hochschule für
Tecknik und Architektur (HTA) Burdorf,
Labor für Photovoltaik
Jlcoweg 1
CH-3400 Burdorf
heinrich.haeberlin@hta-bu.bfh.ch