Nachhaltige Entwicklung
Windenergie hat als erneuerbare Energie einen hohen
Stellenwert bei den Stromkonsumenten und - aufgrund der Gestehungskosten
- auch bei den Energieversorgern. Sie kann als ein Musterbeispiel für
nachhaltige Entwicklung bezeichnet werden:
• Die Technologie zur Nutzung der Windkraft ist ausgereift, erprobt
und mit Anlagen im Bereich 600 - 1500 kW wirtschaftlich interessant.
• Allein in Deutschland zählt die Windenergiebranche über
35.000 Beschäftigte.
• Wind ist eine erneuerbare und CO2-neutrale Energiequelle.
Die Produktion von Windstrom erzeugt keinerlei Schadstoffe oder Abfälle.
• Die Stromgestehungskosten von grösseren Anlagen liegen, je nach
den am Standort herrschenden Windverhältnissen und eingesetzten Anlagen,
zwischen 8 und 30 Rappen pro Kilowattstunde. Anlagenbetreiber im Jura sprechen
von 12 Rp./kWh Stromgestehungskosten.
• Windstrom fällt vor allem in nachfragekritischen Wintermonaten
an und leistet markante und kostengünstige Beiträge zu einer
nachhaltigen Energieversorgung - gerade im Kontext mit einer Ökostromstrategie.
• Windenergieanlagen produzieren während ihrer Lebensdauer 40-
bis 80-mal mehr Energie als für Herstellung, Installation und Entsorgung
nötig sind.
• Sie können restlos abgebaut werden und verursachen keine bleibenden
Landschaftsveränderungen.
Auch benötigen sic sehr geringe Landflächen
und beeinträchtigen die Landwirtschaft nicht. Die Nutzung der Windenergie
ist skalierbar, je nach Standort kann die Grösse und Anzahl der Anlagen
der konkreten Situation angepasst werden.
Schweiz noch im Hintertreffen, aber mit Perspektiven
Mit dem Bau der weltweit höchstgelegenen Grossturbine
auf dem Gütsch ob Andermatt (2332 m ü. M.) drehen die Schweizer
Windräder seit Sommer 2002 mit einer Gesamtleistung von 5,3 MW. Sie
produzieren jährlich über sechs Gigawattstunden zertifizierten
Ökostrom und decken damit den Bedarf von gut 2000 Haushalten ab.
Die Schweizer Zulieferer
Eine eigentliche Windenergieindustrie existiert
nicht in der Schweiz. Hier ansässige Firmen produzieren jedoch vermehrt
Anlagenkomponenten für Windkraftanlagen (z.B. Generatoren, Leistungselektronik,
Messinstrumente, Rotorblätter), Kleinwindanlagen und Engineeringtools
(z. B. Modellierungssoftware für komplexes Terrain). Sowohl Off-Shore-Anlagen
als auch Anlagen im Gebirge müssen aufgrund der eingeschränkten
Zufahrtsmöglichkeiten und der harschen klimatischen Bedingungen eine
sehr hohe Verfügbarkeit aufweisen. Dies öffnet Marktchancen für
die teure, aber qualitativ hoch stehende schweizerische Elektro- und Messapparatebranche.
Ein substanzieller Heimmarkt erhöht die Absatzmöglichkeiten
für ail diese Produkte und ist Voraussetzung für erfolgreiche
Weiterentwicklungen.
Streitpunkt Landschaft
Noch geben grosse Windturbinen ein ungewohntes Bild
ab. Mögliche Reaktionsmuster der Bevölkerung sind sowohl Faszination
wie auch Ablehnung. Aufklärungsaktionen können die Akzeptanz
von Windkraftanlagen steigern: nebst einer offenen und ungerechtfertigte
Ängste abbauenden Kommunikation, unter anderem auch mit Hilfe von
vereinzelt in Windkraftwerken integrierten Aussichtsplattformen oder von
Informationspavillons.
Der lancierte Disput um Windenergiestandorte trifft
Partnerinnen und Partner des «grünen» Lagers, nämlich
Landschaftsschützer wie Anhänger und Promotoren der Windenergie
- und somit einer auf Nachhaltigkeit beruhenden Energieversorgung. In der
Schweiz wird es keinen Wildwuchs geben. Niemand wird eine Windenergieanlage
bauen können, ohne sich den Grundsätzen der Nachhaltigkeit zu
stellen: Die Installation muss ökologisch, ökonomisch und sozial
wünschenswert, also von der lokalen Bevölkerung akzeptiert sein.
Es gilt auch zu bedenken, dass Windräder keine Landschaft schädigen
oder auf alle Zeiten verändern, sie verstellen lediglich den Blick.
Sie sind allenfalls auch wieder restlos rückbaubar - ohne Altlasten
zu hinterlassen.
Energiepolitische Rahmen-bedingungen
Das zukünftige Wachstum des Windenergiemarktes
- und damit eine nachhaltige, volkswirtschaftlich sinnvolle
Stromproduktion - wird auch in der Schweiz stark davon abhängen, inwieweit
der politische Konsens zur Förderung von erneuerbaren Energien sich
auch in einem liberalisierten Umfeld noch durchsetzen lässt.
Nach zähem Ringen und dank Kompromissbereitschaft
auf Seiten der Neuen Erneuerbaren Energien, der Elektrizitätswirtschaft,
der Gebirgskantone, des Gewerbes und der Wirtschaftsvertreter verabschiedete
das Parlament in der Wintersession 2000 das Elektrizitätsmarktgesetz
EMG vom 15. Dezember 2000. Das EMG stellte nicht nur den entscheidenden
Liberalisierungsschritt auf dem Weg zu einer modernen Elektrizitätswirtschaft
dar, sondern hätte vor allem die Voraussetzungen geschaffen, damit
die Neuen Erneuerbaren Energien überhaupt einen sofortigen Zugang
zum Markt zu fairen Bedingungen erhalten.
Leider wurde seitens der Gewerkschaften das Referendum
gegen dieses Gesetz ergriffen und - im Soge der allgemeinen Liberalisierungsmüdigkeit
- vom Souverän abgelehnt. Im Moment ist nicht klar, welche energiepolitischen
Strategien zur Förderung der erneuerbaren Energien kurz- und mittelfristig
Erfolg versprechen. Die Gegnerschaft des EMO ist gefordert, hier mehrheitsfähige
Vorschläge zu präsenneren.
Mit Ziel und Konzept in die Zukunft
Über das Programm EnergieSchweiz wird ein politischer
Wille zur Förderung der erneuerbaren Energien umgesetzt. Die Windenergie
- mit der Partnerorganisation Suisse Eole - spielt dabei eine nicht zu
unterschätzende Rolle: Gemäss einer gemeinsamen Zieldefinition
der UVEK-Bundesämter BUWAL (Umwelt), BFE (Energie) und ARE (Raumentwicklung)
sollen in der Schweiz bis 2010 jährlich 50 bis 100 GWh Windstrom erzeugt
werden. Dies bedeutet gut eine Verzehnfachung der heutigen
Strommenge, wobei dieser Ausbau natürlich nur unter Berücksichtigung
der Landschaftsaspekte erfolgen kann. Erklärtes Ziel ist damit ein
geregelter, massvoller Ausbau der Windenergie in unserem Land.
Als Arbeitshilfe hierzu wurde ein Leitfaden für
Planer verfasst: «Die Berücksichtigung der Windenergie in der
Richtund Nutzungsplanung» (Renz, Metron, Dez. 2001) ist bei der Suisse
Eole Infostelle erhältlich. Zudem wird in Zusammenarbeit mit den Kantonen,
Gemeinden und betroffenen Umweltorganisationen ein Konzept «Windenergie
Schweiz» erarbeitet: Es soll einen Konsens zur konzentrierten Nutzung
der Windenergie an optimalen Standorten für grosse Windkraftanlagen
schaffen. Bei der Auswahl dieser Standorte werden Umweltkriterien (Vogelschutz,
Natur- und Landschaftsschutz) berücksichtigt und vorrangig bereits
anderweitig belastete Gebiete bestimmt (z.B. durch Hochspannungsleitungen,
Seilbahnen, Strassen, intensive landwirtschaftliche Nutzung).
Autor
Robert Horbaty
ENCO GmbH Energie-Consulting
Haupstr. 17
Postfach 235
4435 Niederdorf
www.enco-gmbh.ch
Kontaktadressen
Suisse Eole
Vereinigung zur Förderung der Windenergie in der Schweiz
Schachenallee 29
CH-5000 Aarau
www.suisse-eole.ch
Centre for Energy Policy ans Economics (CEPE)
Weinbergstrasse 11
ETH Zentrum WEC C 12.1
CH-8092 Zürich