Heinrich Häberlin und Christian Renken
Wechselrichterzuverlässigkeit
Die bezüglich Zuverlässigkeit kritischste
Komponente bei netzgekoppelten Photovoltaikanlagen ist der Wechselrichter.
Die HTA Burgdorf führt bereits seit 1992 ein Ausfallstatistik über
ein bisher stetig steigende Anzahl von Netzwechselrichtern (Tabelle
1).
Tabelle 1 Ausfallstatistik der Wechselrichter aller
von der HTA Burdorf untersuchen PV-Anlagen
Zurzeit werden 55 Wechselrichter überwacht. In den Jahren 1992 bis 1994 lag die Anzahl Wechselrichterdefekte pro Betriebsjahr noch im Bereich 0,7 bis 1, sank dann in den folgenden Jahren kontinuierlich ab und stabilisierte sich in den Jahren 1997 bis 2002 im Bereich 0,07 bis 0,21 (Bild 1).
Bild 1 Wechselrichterdefekte pro Wechselrichter Betriebsjahr
und durchschnittliche Anzahl von der HTA Burdorf überwachter Wechselrichter.
Im Jabre 2001 erreichte dieser Wert in dieser Periode ein relatives Maximum von 0,21, bedingt durch den Ausfall von zumeist älteren Geräten. Im Jahre 2002, in dem keine schweren Gewitter beobachtet wurden, sank er dagegen wieder auf einen Rekordtiefstand von 0,07. Ein Wechselnchter-Defekt wirkt sich je nach dem Zeitpunkt und der Gerätegrösse energetisch natürlich sehr verschieden aus. Bild 2 zeigt den auf Grund dieser Defekte resultierenden Ertragsausfall.
Bild 2 Energie ertragsverluste in Prozent auf Grund
von Wechselrichterdefekten bei den überwachen Anlagen. Der Mittelwert
liegt bei 1,09%
Die drei ältesten im Test befindlichen Sputnik
Solarmax S hatten nach knapp über sechs Betriebsjahren kurz aufeinander
die ersten Hardwaredefekte. Bei zwei weiteren Geräten traten bereits
Defekte nach knapp fünf Betriebsjahren auf. In den letzten drei Jahren
wurden auch wieder Defekte bei drei Solcon 3400 RE registriert. Da der
Hersteller das Produkt nicht mehr vertreibt, ist auch der Reparaturservice
hierfür eingeschrënkt worden. Die HTA Burgdorf hatte ihren Solcon
3400 HE dreimal ohne langfristigen Erfolg reparieren lassen und entschied
darauf, das Gerät nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Nach vier und
7,5 Betriebsjahren traten auch bei zwei ASP Top Class Defekte auf. Die
mittlere Ausfallrate dieser Geräte ist jedoch noch relativ niedrig,
da die HTA Burgdorf ein grosse Anzahl Wechselrichter dieses Herstellers
(18 Stück) überwacht.
Einige ältere Geräte, bei denen der Reparaturservice
nicht mehr befriedigend funktionierte, wurden nach Betriebszeiten zwischen
etwa 4,5 und 10 Jahren in den letzten Jahren durch andere Produkte ersetzt.
Bei den Ausfällen im Jabre 2001 war bei drei Geräten möglicherweise
ein Vorschädigung durch ein blitzbedingte Überspannung mitbeteiligt,
da sie kurz hintereinander am gleichen Ort erfolgten. Ob sich die Entwicklung
fortsetzt, dass Hardwaredefekte bereits nach vier bis sechs Betriebsjahren
auftreten, oder ob es sich dabei um Ausnahmen handelt, wird in diesem Projekt
weiter untersucht.
Entwicklung des Energieertrags im Verlauf der Zeit
Auf Normjahr bezogene spezifische Energieerträge der Anlagen
in Burgdorf
Um verschiedene Anlagen in einfacher Weise miteinander
vergleichen zu können, wird der Energieertrag der Anlagen am besten
in Kilowattstunden pro Kilowatt peak (kWh/kWp) angegeben. Damit spielt
die Grösse der Anlage keine Rolle mehr, der Energieertrag wird bei
jeder Anlage auf 1 kWp (1 kW Spitzenleistung bei STC) umgerechnet [1].
Um den Einfluss der von Jahr zu Jahr etwas schwankenden Einstrahlung zu
eliminieren, wurden die Energieerträge der einzelnen Anlagen zudem
auf ein strahlungsmässiges Normaljahr umgerechnet. Bild 3 zeigt
die sich so ergebenden spezifischen Energieertrage. Neben dem Mittelwert
aller Anlagen ist auch der Mittelwert der Anlagen mit trafolosen Wechselrichtern,
der Maximalwert (stammt von regelmässig gereinigten Anlagen) sowie
der Minimalwert (stammt von einer im Sommer durch Cebäudeteile teilbeschatteten,
suboptimalen Fassadenanlage mit Anstellwinkel beta = 60o
und gamma = 20o) angegeben. Die meisten anderen Anlagen haben
Anstellwinkel beta zwischen 30o und 35o Fast
alle PV-Anlagen in Burgdorf haben gerahmte Module. Es fällt auf dass
alle Kurven in Bild 3 einen langfristig leicht sinkenden Trend zeigen.
Zudem nehmen die Unterschiede zwischen gut gewarteten Anlagen und eher
vernachlässigten Anlagen zu. Die deutliche Abnahme beim Mittelwert
aller Anlagen in den Jahren 2000 bis 2002 ist primär auf ein 1999
in Betrieb genommene grössere Anlage (mit
Solardachziegeln mit geringem beta und Trafo-Wechselrichtern) mit
relativ geringem Ertrag zurückzuführen.
Auf Normaljahr bezogene spezifische Energieerträge älterer
PV-Anlagen in Burgdorf unter Elimination des Einflusses der Wechselrichterausfälle
Um das Langzeitverhalten der Solargeneratoren zu
zeigen, muss der Einfluss der Inverterausfälle auf die Ertragsentwicklung
eliminiert werden. Zu diesem Zweck wurde bei den von Ausfällen betroffenen
Anlagen die verlorene Energie hochgerechnet. Die in Bild 4 dargestellten
Werte zeigen deshalb vorwiegend die Auswirkungen anderer Einflüsse
(Verschmutzung, Alterang und (bei einzelnen Anlagen) Ausfall einzelner
Stränge des Solargenerators (z.B. Defekte von Strangdioden
oder Strangsicherungen), Schneebedeckung, teilweise auch zunehmende Teilbeschattung
durch wachsende Bäume).
Alle Kurven zeigen einen langfristig leicht sinkenden
Trend. Aufällig ist der Einbruch in den Jahren 1998 und vor allem
1999 und der leichte Wiederanstieg in den Jahren 2000 und 2001 bei den
Kurven der trafolosen Anlagen (praktisch alle mit Siemens M55, horizontal
liegend montiert). Von 1996 bis 2002 hat der Mittelwert, aber auch der
von gelegentlich gereinigten Anlagen stammende Maximalwert um etwa 5% abgenommen.
Bereits vor einigen Jahren wurde von einer sich bei einigen Anlagen im
Laufe der Jahre entwickelnden permanenten Verschmutzung berichtet [2]
Die Empfindlichkeit auf Verschmutzung ist allerdings
stark vom Standort und Modultyp abhängig. Gerahmte Module, besonders
solche mit kleinem Abstand zwischen Rahmen und Zellen (z.B. M55), neigen
zu stärkerer Verschmutzung und sind diesbezüglich langfristig
weniger günstig. Anscheinend ist bei solchen Modulen oft auch ein
gewisse alterungsbedingte Ertragsabnahme zu verzeichnen. Erstaunlicherweise
ist aber der Mittelwent aller Anlagen von dieser Ertragsabnahme weit weniger
betroffen. In diesem Mittelwert sind natürlich auch viele Anlagen
mit anderen Modulen und die Anlage der RTA Burgdorf enthalten, die ab und
zu gereinigt wird.
Es scheint, dass starke und lang dauernde Schneebedeckungen
sich günstig auf den Energieertrag im Folgejahr auswirken. Solche
Schneebedeckungen bewirken zwar unmittelbar ein gewisse Ertragsreduktion,
haben aber beim Abschmelzen offensichtlich ein gewisse Reinigungswirkung
und beseitigen einen Teil der ettragsmindernden Verschmutzung.
Verschmutzungs- und alterungsbedingte Ertragsabnahme beim Solargenerator
der Photovoltaik-Testanlage der HTA Burgdorf
Seit Fruhling 1994 betreibt das Photovoltaiklabor
der HTA Burgdorf ein Testzentrum für Photovoltaikanlagen mit einem
Solargenerator (60 kWp, Anstellwinkel beta = 30o) auf
dem Dach des Neubaus der Abteilung Elektrotechnik. Im Laufe der Zeit wurde
die Entwicklung permanenter Verschmutzungsstreifen am unteren Rand der
verwendeten (gerahmten) Solarmodule beobachtet, die ein allmähliche
Reduktion des Energieertrags der Anlage bewirkten [2]. Da die Anlage
intensiv vermessen wird, liegen seit dieser Zeit Ertragsdaten vor. Seit
1996 ist es mit einem an der Schule entwickelten Kennlinienmessgerät
zudem möglich, Kennlinien der Anlage aufzunehmen und auf STC umzurechnen.
Für einen ersten überblick über die
Energieproduktion und allfällig aufgetretene betriebliche Probleme
bei Photovoltaikanlagen eignen sich normierte Monatsstatistiken
sehr gut. Bei dieser Darstellung werden die normierten Grössen Yr
(Strahlungsertrag in Generatorebene in (kWh/m2/d)/(1kW/m2)),
Yr
(Temperaturkorrigierter Strahlungsertrag in Generatorebene), Ya
(Generatorertrag auf der DC-Seite in kWh/kWp/d) und
Yf(Endertrag
auf der AC-Seite in kWh/kWp/d) sowie die Performance Ratio PR =Yf
/ Yr als durchschnittliche Tageswerte für jeden
Monat angegeben [1].
Für die Beurteilung des Ertrags eines relativ
flach angestellten Solargenerators ist es zweckmässig, den Generator-Korrekturfaktor
kG = Ya / YT [1]
in den nicht durch Schnee oder Schattenwurf beeinträchtigten Monaten
April - September zu untersuchen, sofern in diesen Monaten keine ausserordentlichen
Ereignisse (Wechselrichterausfälle, Reinigungen, Umbauarbeiten)
stattgefunden haben. Da
der Temperatureinfluss bereits in YT berücksichtigt
ist, sollte kG im Idealfall möglichst nahe bei 1
liegen und nicht zeitabhängig sein. Bild 5 zeigt den Verlauf
des Generator-Korrekturfaktors in den Sommermonaten in den Jahren 1994
- 2002 beirn am längsten gemessenen Teil der PV-Testaniage.
In Bild 5 ist zu erkennen, dass kG und somit der Energieertrag des Solargenerators zunächst langsam, nach einigen Jahren aber immer schneller absinkt. Auch hier zeigt es sich, dass längere Schneebedeckungen im Winter den Abfall von kG offenbar veriangsamen. 1998 und 2002 wurden Reinigungen mit einem starken Reinigungsmittel (Transsolv) durchgeführt, die den grössten Teil der gemessenen Ertragsabnahme rückgängig machen konnten. Gegenüber dem Anfangszustand betrug die Ertragsverminderung infolge Verschmutzung vor der Reinigung im Jahre 1998 etwa 9% und im Jahre 2002 etwa 11%. Bei den Messungen im Sommer 2002 wurde im PV-Generator der Teilanlage West ein defektes Modul ersetzt, das für etwa 1% der beobachteten kG-Reduktion verantwortljch war. Durch die Reinigung konnten 1998 weitere 7% und 2002 weitere 9% eliminiert werden. Ein Teil der Ertragsabnahme (in 8 Jahren: etwa 3,3%) scheint aber irreversibel zu sein. Da relativ rasch nach der Reinigung ein erneute leichte Verschmutzung eintritt, ist anzunehmen, dass daran Veränderungen der Glasoberfläche an der Verschmutzungskante beteiligt sind. Möglich sind aber auch interne Veränderungen im Modulinnern (Zellen, Folien). Bild 6 zeigt die I-U- und P-U-Kennlinien eines Teils des Solargenerators vor und nach der 2. Reinigung im August 2002. Die bei dieser Messung bestimmte Leistungsreduktion stimmt gut mit dem aus kG des Gesamtgenerators bestimmten Wert überein. Ähnliche Leistungsreduktionen infolge Verschmutzung nach mehreren Betriebsjahren wurden auch an Solargeneratoren aus rahmenlosen Modulen mit geringer Neigung (beta < 5o) gemessen.
Bild 6 Auf STC umgerechnete I-U-und P-U-Kennlinien
sowie MPP-Leistungen eins 6-er Arrays der Teilanlage West vor und nach
der 2. Reinigung im August 2002. Die Leistung des verschmutzten Arrays
ist um 9,3% reduziert. Die STC-Nennleistung des Arrays beträgt 1310
Wp (24 Module zu 55
Wp minus rund 10W
Strangdiodenverluste). Der vom Hersteller garantierte Minimalwert (-10%)
ist also noch eingehalten.
Verlauf des Generator-Korrekturfaktors bei hochalpinen Anlagen
Die gleiche Untersuchung von kG
wurde auch für die beiden hochalpinen Anlagen Birg und Jungfraujoch
durchgeführt. Da es sich dabei um Fassadenanlagen mit beta
= 90o handelt, ist ein Untersuchung des kG-Verlaufs
im Winterhalbjahr sinnvoll, da im Sommer der Einfluss der Glasreflexionsverluste
infolge der stell stehenden Sonne die Ergebnisse verfälscht. Dabei
muss natürlich der Einfluss temporärer Schneebedeckungen
und von Wechselrichterstörungen eliminiert werden. Bild 7 zeigt
den Verlauf des Generator - Korrekturfaktors in den Wintermonaten in den
Jahren 1993 - 2002 bei den beiden Anlagen. Bei der Anlage Birg liegen wegen
anlanglicher Wechselrichterprobleme für diese Untersuchung erst ab
1995 brauchbare Daten vor.
Wie Bild 7 zeigt, ist kG bei der Anlage Jungfraujoch im Rahmen der Messgenauigkeit etwa konstant. Auch bei der Anlage Birg ist nur ein gelinge Abnahme (-2,4% in 7 Jahren) zu verzeichnen. Sicher ist die Luftverschmutzung und die biologische Aktivität, die wesentlich zur Verschmutzung der Module beitragen [2], in diesen Höhen gering oder kaum mehr vorhanden. Wegen der vertikalen Montage kann sich auch keine Verschmutzungskante bilden. Besonders bei der Anlage Jungfraujoch treten zudem jedes Jahr temporäre Schneebedeckungen durch Flugschnee auf, die jewells bald wieder abgleiten und sicher ein sehr gute Reinigungswirkung haben. Möglicherweise verlangsamt auch die dort oben herrschende geringere Luftfeuchtigkeit mögliche innere Degradationseffekte in den Modulen.
Fazit
Zwischen 1996 - 2002 ging durch wechselrichterausfälle
etwa 1,1% Energie verloren. Im Flachland tritt bei PV-Anlagen mit gerahmten
Modulen, die an der unteren Kante einen geringen Abstand zwischen Rahmen
und Zellen aufweisen, im Laufe der Jahre oft ein deutliche Ertragseinbusse
auf. Ein grosser Teil davon ist auf die sich trotz der Reinigungswirkung
des Regens allmählich entwickelnde permanente Verschmutzung zurückzufüren,
ein kiemerer Teil auf irreversible Veränderungen der Module. Bei hochalpinen
Anlagen sind diese Probleme wesentlich kleiner.
Bei gut dimensionierten und gewarteten Anlagen,
die zwischen fünf und elf Jahren im Betrieb stehen, war der auf ein
Normaljahr umgerechnete Energieertrag zwischen 1996 und 2002 erfreulich
stabil, der Unterschied zwischen dem Maximal- und Minimalwert betrug nur
etwa 3%. Es hat sich aber gezeigt, dass je nach Lage, Anstellwinkel und
Modultyp ein periodische Reinigung des Solargenerators zur Aufrechterhaltung
eins hohen Energieertrags ratsam ist. Unter diesen Voraussetzungen scheint
die Annahme berechtigt, dass der Solargenerator ein Lebensdauer von 20
bis 30 Jahren erreichen wird. Allerdings scheint vor allem bei kleinen
Wechselrichtern ein Ersatz etwa alle 10 bis 15 Jahre erforderlich zu sein,
da nach langer Zeit ein befriedigender Service oft nicht mehr gewährleistet
ist.
Verdankungen
Die in diesem Beitrag beschriebenen Messungen wurden
vom BFE Bern, der Localnet AG Burgdorf, der Gesellschaft Mont Soleil und
der Elektra Baselland finanziert.
Literatur
[7] H. Häberhn und Ch. Beutler: Analyse des Betriebsverhaltens
von Photovoltaikanlagen durch normierte Darstellung von Energieertrag und
Leistung. Bulletin SEV/VSE 4/1995.
[2] H. Häberlin und Ch. Renken: Allmähliche
Reduktion des Energieertrags netzgekoppelter PV-Anlagen durch permanente
Verschmutzung und Degradation. Bulletin SEV/VSE 10/1999.
[3] Ch. Renken und H. Häberlin: Langzeitverhalten
von netzgekoppelten Photovoltaikanlagen. Schlussbericht PSEL-Projekt 113/
BFE-Projekt DIS 19490/59074, ENET 194957, Augustl999. Erhältlich bei
ENET, Egnacherstr. 69, CH-9320 Arbon.
Informationen über weitere Aktivitäten des Photovoltaik.Labors der HTA Burgdorf und weitere Publikationen (teilweise online) sind unter http://www.pvtest.ch zu finden.