Adresse des Autors
Ivan Popelis, Dipl.-El. Ing. STH Fachhochschule Solothurn Nordwestschweiz, Sportstrasse 2, 2540 Grenchen ivan.popelis@fhso.ch |
Eine Brennstoffzelle wandelt die chemische Energie eines Brennstoffs mit hohem Wirkungsgrad auf elektrochemischem Wege in elektrische Energie und Wärme um. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt je nach Typ der Brennstoffzelle 40-60%. Der wichtigste Bestandteil der Brennstoffzelle ist der Elektrolyt (Membrane), der Anode und Kathode voneinander trennt, aber die positiv gela-denen H-Ionen durcglässt. In der Grenz-zone Anode/Membrane reagiert Wassserstoff, und mit Hilfe des Katalysators entstehen freie Elektronen, die über einen externen Stromkreis von der Anode zur Kathode fliesen. Bei der elektrochemi-schen Reaktion entsteht Wasser und zusätzlicht wird Reaktionswärme frei.
Die wichtigsten Vorzüge einer mit Wasserstoff betriebenen Brennstoffzelle
sind:
- dirrekte Stromerzeugung aus Brennstoff
- keineschädliche Abgasemission
- Energiewandlung erfolgt ohne bewegte Teile, daher geräuschlos
mit hoher spezifischer Energiedichte und mit hohem elektrischen Wirkungsgrad
Eine Brennstoffzellenanlage besteht aus mehreren in Serie geschalteten
Zellen (Stapel), der Anlagenperipherie und der Anlagensteuerung.
Anfang 1997 startete die ehemalige Ingenieurschule Grenchen-Solothurn
gemeinsam mit dem Paul-Scherrer-Institut das erste Projekt «PEFC-Demoanlagen
für Lern- und Vorführungsanwendungen» (PEFC: Polymer Electrolyte
Fuel Cell). Das Ziel war die Entwieklung eines Funktionsmusters und die
Herstellung von insgesamt zehn PEFC-Demoanlagen. Die Anlagen wurden Ende
1997 und Anfang 1998 an die interessierten Ingenieur-schulen verteilt.
Auf der Basis der so gesammelten Erfahrungen wurde das Projekt «PFFC
Modul 300 W» realisiert.
Membran-Elektroden-Einheit
Polymermembran-Brennstoffzellen wurden in der Regel mit separaten Membranen
und Elektroden (z.B. Nafion-Membrane und E-Tek-Elektroden) gebaut. Die
chemische Vorbehandlung der Membrane und Imprägnierung der Elektroden
verursachen hier einen grossen Arbeitsaufwand. Beim Zellenzusammenbau müssen
Dichtungen, Anode, Membrane, Kathode sehr genau übereinander gelegt
und zusammengepresst werden. Dabei sind die Übergänge zwischen
der Membrane und den Elektroden die kritischen Stellen. Um diesen heiklen
Arbeitsvorgang zu automatisieren und den Arbeitsaufwand beim Zelleuzusammenbau
zu senken, wurden von einigen Membranenherstellern die sogenannte Membrane-Elektrode-Einheit
(MEA) eingeführt.
Unsere Recherchen zeigten, dass die Beschaffung dieser Einheiten zurzeit noch sehr problematisch ist. Der Marktleader Ballard bietet die neuen Materialien gar nicht an und einige Firmen (Dais Corporation, Dow Chemical, Dupont Fluoroproducts. Electro-Chem, Energy Partners, Fuel Cell Technologies) können oder wollen die MEA noeh nicht liefern. Schliesslich hatten wir Erfolg bei der amerikanischen Firma W. L. Gore. Die Gore-MEA, Typ Primea 5xxx, basiert auf einer dünnen, porösen PTFF-Folie (Teflon), die mit perfluorierter Ionomer-Lösung (spezielles Polymer, das positiv geladene Ionen leitet) gefüllt ist. Die Elektroden werden direkt auf die Membrane aufgebracht und sind mit bedeutend weniger Katalysatormateriel (kleine Platin-Partikel) als die E-Tek-Elektroden beladen. Ausserdem sind die Elektroden syrnmetrisch, das heisst, Anode und Kathode können vertauscht werden.
Das erste Muster, das wir erhalten haben, war Primea 5000 (Membrandicke 40 micronm, MEA-Dicke rund 55 micronm). Die Gore-MEA kann leider nicht direkt zwischen die Bipolarplatten eingelegt werden, weil die Elektrodenschicht sehr dünn und empfindlich ist. Zum Schutz und zur Gasverteilung ist hier ein Makro-diffusor notwendig. Wir haben das Toray-Papier eingesetzt. Für die ersten Tests haben wir die Bipolarplatten von unserer 1997 entwickelten PEFC-Demoanlage verwendet. Um einen direkten Vergleich mit der Nafion-Membrane (Polymer-Elektrolyt-Membrane von Dupont, die bisher als Standard betrachtet wurde) zu ermöglichen, wurden auch die Betriebs-bedingungen dieser Demoanlage beibehalten. Bild 1 zeigt die Strom-Spannungs- und die Strom-Leistungs-Kenn linie der neuen Zelle.
Die Messungen ergaben bei einer Zellenspannung von 0,7 V eine rund 40%
höhere Leistung sowie etwa 20% mehr Leistung unter Vollast, gegenüber
Zellen mit Nafion-Membrane. Die Zelle mit Primea 5000 wurde auch im Luftbetrieb
getestet. Ohne Befeuchtung der Membrane waren die gemessenen Werte zeitlich
instabil. Nach einigen Minuten sank der Strom bei fix eingestellter Zeilenspannung
wegen Austrocknens der Membrane. Nach Angaben des Herstellers soll dieses
Problem beim neuen Typ Primea 5510 mit 25 micronm dicker Membrane weitgehend
behoben worden sein. Das hat sich bei unserem zweiten Muster be-stätigt.
Die Messungen (Bild 2) wurden bei unterschiedlichem Luftstrom (1
bzw. 2 l/min) durchgeführt.
Die Resultate bestätigten eine stabile Leistung der Zelle auch
ohne Luftbefeuchtung. Mit einem Luftstrom von 1 l/min lieferte die Zelle
Strom bis zu 40 A und mit 2 1/min über 50 A.
Bild 1 Kennimien emer Brennstoffzelle mit Primea 5000 im H2/02-Betrieb
(cliquez sur les images pour avoir la taille réelle)
Bild 2 Zelle mit Primea 5510, H2/Luft-Betrieb
Auslegung der Gaszuführung
Die Bipolarplatten der PEFC-Demoanlage von 1997 wurden für Sauerstoffbetrieb
konzipiert. Die Abmessungen und das Material der Bipolarplatten haben sich
bewährt und wurden übernommen, jedoch musste man das Flussfeld
für den Luftbetrieb optimieren. Die Anforderungen für den Luftbetrieb
unterscheiden sich hauptsächlich in zwei Punkten. Erstens muss die
Durchflussmenge wegen des nur 20prozentigen Sauerstoffgehalts der Luft
mehr als verfünffacht werden. Zweitens ist eine bessere Vermischung
der Luft mit dem Wasserstoff notwendig, da sonst viel Sauerstoff ungenutzt
verloren ginge und die Luftmenge noch erhöht werden müsste.
Wir haben Versuche mit drei verschiedenen Varianten des Multi-Meander-Flussfelds
durchgeführt:
- sieben Kanäle mit rillenförmigem Kanalboden in fünf
Sequenzen nacheinander im Mischkanal zusammengeführt
- fünf Kanäle mit glattem Kanalboden im sieben Sequenzen
nacheinander im Mischkanal zusammengeführt
- sieben Kanäle mit glattem Kanalboden, gemeinsamer Mischkanal
nur am Anfang und Ende des Flussfeldes.
Die besten Resultate erhielten wir mit der letzten Variante (Bild
3).
Bild 3 Flussfeld (Multi-Meander.Design). Sieben Kanile fl fùnf Sequenzen werden nacheinander in Mischkanilen zusammengefûhrt.
Druckluftbereitstellung mit Kleinkompressor
Die Berechnungen und Versuche mit der Gore-MEA beim Luftbetrieb zeigten,
dass eine Zelle rund 1 l/min Luft braucht, um eine Leistung Von 15W (Zellenspannung
ca. 0,6 V) zu erzeugen. Bei 20 Zellen, die für die geplante Leistung
von 300 W benötigt werden, braucht man dann 20 l/min. Der Überdruck
arn Zelleneingang muss nur den Durchflusswiderstand von den Zuleitungen
und vom Flussfeld kompensieren, was bei unserem Flussfelddesign einem Überdruck
von etwa 0,1 bar entspricht.
Kompressoren mit Luftstrom Von 20 l/min sind auf dem Markt erhältlich, über die benötigte Leistungsaufnabme (ca. 50 W) ist für unsere Anwendung zu gross. Da die Speisung des Kompressors von der Stapelleistung (300 W) abgezweigt wird, würde der Kompressorantrieb über 16% der Gesamtleistung verbrauchen. Daher versuchten wir einen eigenen Kompressor zu bauen. Mit einem kombinierten und angepassten Aggregat, einer Mini-Membranpumpe von KNF Neuberger und einem Maxon-Motor, errechten wir akzeptable Werte: Luftstrom > 20 l/min bei 1,1 bar abs, Leistungsaufnahme < 20 W, Arbeitsspannung 24 V.
Bestimmung der Betriebs-parameter
Wasserstoff-Arbeitsdruck und Überschuss
Die Wasserstoffversorgung der PEFC-Demoanlagen von 1997 hat sich gut
bewährt. Weil die Anforderungen an die Wasserstoffzufuhr sich bei
Luftbetrieb nicht ändern, haben wir dieses Prinzip übernommen.
Der Arbeitsdruck am Zelleneingan beträgt 1,1 bar abs und bleibt für
jede Durchflussmenge konstant. Die Stöchiometrie bei Nominalleistung
wird durch die Einstellung des Überschusses (Drosselventil am Stapelausgang)
bestimmt und beträgt 1,1 bis 1,3.
Luft-Arbeitsdruck und Überschuss
Im Luftbetrieb muss man mit viel grösserem Überschuss arbeiten
als beim Sauerstoffbetrieb, weil die Ausnützung der Sauerstoffes aus
der Luft wegen der höheren Strömungsgeschwindigkeit unvollständig
ist. Anderseits steigt bei grossem Luftdurchfluss ohne Befeuchtung die
Gefahr der Membranenaustrocknung. Diese gut besonders bei kleinem Zellenstrom.
wenn wenig Wasser in der elektrochemischen Reaktion entsteht. Die 25 micronm
dünnen Membranen von W.L. Gore zeigten in dieser Hinsicht auch bei
kleinerer Leistung (0,1 A/cm2) ein sehr gutes Verhalten. Der Arbeitsdruck
wurde hauptsächlich durch die Parameter des Kompressors (Kompromiss
zwischen Leistungsaufnahme, Luftstrom und Druck) bestimint. Es wurden die
folgenden Parameter festgelegt: Der Arbeitsdruck am Zelleneingang beträgt
auch hier rund 1,1 bar abs und wird durch den Durchflusswiderstand der
Zuleitungen und des Flussfeldes bestimmt (Luftausgang aus dem Stapel ist
frei). Die Stöchiometrie bei Nominalleistung beläuft sich auf
2,5. Die Luftmenge wird bei Nominallast durch die Kompressorleistung und
bei Teillast durch die Einstellung der Speisespannung des Kompressormotors
(14 bis 24 V) bestimmt.
Kühlung
Der Stapel soll nominal eine elektrische Leistung von 300 W (12V/25A)
produzieren. Bei einer Zellenspannung von 0,6 V wird dann auch die thermische
Leistung um 300 W liegen. Bei dieser Leistung ist eine Luftkühlung
noch gut möglich. Ausserdem sind bei der Luftkühlung Gewicht
und Kosten kleiner als bei einer Wasserkühlung. Die Bestandteile der
Luftkühlung wurden anhand von Berechnungen und Versuchen entworfen.
Sie besteht im einzelnen aus:
- Kühlrippen an den Bipolarplatten aus 1,5 mm dicken
Aluminiumplatten, Kühlfläche total 4800 cm2
- Zwei Ventilatoren (12V/0,22A) mit 85 m3/h Luftstrom
- Luftschacht über dem ganzen Stapel
Wir haben mittlerweile drei PEFC-Module 300 W gebaut. Ein Gerät wurde der Einev Yverdon und ein der SI Lausanne für Versucbe beim Einsatz in leichten Elektrobooten zur Verfügung gestellt (siebe Bulletin 25/1998, S.41). Bild 4 zeigt die Strom-Spannungs- und die Strom-Leistungs-Kennlinie eines Stapels mit 20 Zellen.
Bild 4 Stapel aus 20 Zellen mit Primea 5510
Schlussbemerkung
Die Projekte, «PEFC-Demoanlagen für Lern- und Vorführungsanwendungen»
und «PEFC-Modul 300 W H2/Luft», die vom Paul-Scherrer-Institut
zusammen mit der Fachhochschule Solothurn bearbeitet wurden, brachten der
FHSO die benötigte Fachkompetenz in der Brennstoffzellen-Technologie.
Die praktischen Erfahrungen, die bei dieser Zusammenarbeit gesammelt wurden,
ermöglichen es jetzt der FHSO, eigenes Zellen- und Stapeldesign sowie
kleine PEFC-Anlagen selbst zu bauen.
Die bisherigen Arbeiten und das vorbandene Interesse seitens der Schulen
und der Industrie zeigen, dass auch PEFC mit kleinerer Leistung als Bleiakku-Ersatz
in den mobilen und dezentralen Stromversorgungen in absehbarer Zukunft
gute Chancen auf dem Markt erhalten werden.